Alfred (USA) * 2010 * Alfred University, School of Art & Design * 16 Wochen

Eingeladen von der Alfred University den Lehrgang „Art and Social Context“ im Sommersemester 2010 zu leiten, konnte gemeinsam mit KunststudentInnen ein Treffpunkt für Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren realisiert werden. Ein Raum im städtischen Community Center wurde zur Verfügung gestellt, renoviert, sowie eingerichtet und anschließend den Jugendlichen als Treffpunkt überlassen.


Den Lehrgang als klassisches WochenKlausur-Projekt durchzuführen war insofern eine Herausforderung, als die zeitliche Verfügbarkeit der KunststudentInnen extrem knapp war. Dennoch wurde ein Projekt verwirklicht, wenn auch nur unter teilweiser Beteiligung der Studierenden.
Am Beginn des Lehrgangs stand – wie bei jedem Projekt der WochenKlausur – die Recherche. Die StudentInnen sammelten Informationen über die Lebensbedingungen in Allegany County, dem ärmsten und wirtschaftlich schwächsten Verwaltungsbezirk des Bundesstaates New York. Die zusammengetragenen Ergebnisse machten einige Defizite deutlich: die hohe Arbeitslosigkeit, das mangelnde Recyclingsystem an der Universität, der unzureichende öffentliche Verkehr, die leerstehenden Ladenlokale, die mangelnde Vernetzung der Hilfsorganisationen, ein verschmutzter Badeteich und das praktisch nicht vorhandene Freizeitangebot für Jugendliche.

Die endgültige Entscheidung, welches Projekt realisiert werden sollte, wurde den StudentInnen überlassen. Sie hatten zu überprüfen, ob zu den genannten Probleme Initiativen bereits tätig sind und mussten die Machbarkeit der angedachten Projekte innerhalb des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens im Auge behalten. Schließlich wurde entschieden, den Lehrgang zu nutzen, um ein Projekt für Jugendliche zu realisieren, die im Allegany County zu über 50 Prozent aus armutsgefährdeten oder unterhalb der Armutsgrenze lebenden Familien stammen. Die Wahl des Ortes für das Vorhaben fiel auf Wellsville, den einwohnerstärksten Ort des County´s. Bei Gesprächen in den örtlichen Schulen haben die Studierenden erfahren, dass die 12 – 14 Jährigen Freizeitangebote und einen außerschulischen Treffpunkt vermissen.

Die Leitung des städtischen Community Centers, dessen Räume und Angebote bis dahin den SeniorInnen vorbehalten waren, konnte überzeugt werden, einen Raum abzutreten. Um die notwendige Einwilligung der Stadtvertretung zum Umbau des Raumes zu erhalten, baten die StudentInnen zwei ProfessorInnen der School of Art & Design die Verhandlungen zu führen: Unter der Bedingung, eine Betreuung des geplanten Jugendtreffpunkts sicherzustellen, wurde die Einwilligung schließlich erteilt.

Die nächste Aufgabe bestand darin, die Teenager aktiv einzubinden. Dafür lief ein von den StudentInnen produziertes Video im Schulfernsehen und mit Frage-Antwortkarten wurden die Teenager aufgefordert, Ideen für den zukünftigen Raum zu artikulieren. In Drop-Boxes konnten über 60 Rückmeldungen gesammelt werden.
Vor allem war es nötig, für die regelmäßige Betreuung des Raumes Geldmittel zu lukrieren. Die Suche nach Subventionsstellen und Sponsoren wurde den Studierenden überantwortet. Die Finanzierung des ersten Jahres übernahmen schließlich eine Bank und ein lokales Unternehmen.

Parallel dazu lief der Umbau des Raumes. Der Boden wurde erneuert, Wände wurden eingerissen, Möbel wurden gebaut und gemeinsam mit den Jugendlichen wurde ausgemalt. Auch dafür waren Sach- und Geldspenden erforderlich: kein einfaches Unterfangen in einer wirtschaftlich so schwachen Umgebung. Jede Gelegenheit musste genutzt werden, so auch der Hot Dog-Day in Alfred, der von StudentInnen und deren Angehörigen zahlreich besucht wird. Die KunststudentInnen fertigten Hot-Dog Kostüme an, in denen sich die BesucherInnen gegen eine Spende fotografieren lassen konnten. Damit wurden ein DVD-Player und eine Musikanlage angeschafft.

Da die Schulen aufgrund der schlechten finanziellen Lage des Bundesstaates wenig Geld für außerschulische Aktivitäten haben, wünschten sich die Teenies ein kleines Programm. Die StudentInnen boten an, selbst Workshops durchzuführen und konnten auch KollegInnen dafür gewinnen, die gewünschten Kurse (Graffiti-, Comic-, DJ-Workshops etc.) zu halten. Seit Mai 2010 steht der Raum nun den jungen WellsvillerInnen zur Verfügung.


Claudia Eipeldauer, Christian Gmeiner, Vreni Gust, Zane Hettinga, Ernest Legg, Jonas Lindberg, Emee Morgan, Martina Reuter, Andrew Wheeler, Sharie Willey