Krems (A) * 2000 * Kunsthalle, Donau Universität Krems * 8 Wochen

In einem arbeitsreichen, demokratiepolitischen Prozess hat die Bevölkerung von Krems (Niederösterreich) gemeinsame Gestaltungsvorschläge für den Pfarrplatz formuliert. Durch die Bildung von zwei Arbeitskreisen konnten die anfänglich sehr unterschiedlichen Vorstellungen koordiniert und der Gemeinde Krems ein einstimmiges Ergebnis präsentiert werden.


Nachdem die Gemeinde Krems im Frühjahr 2000 einige Bänke nach dem Entwurf des Künstlers Leo Zogmayer bauen ließ, entbrannten in der Stadt wilde Diskussionen und schließlich wurde eine Bürgerinitiative gegen diese Bänke gestartet. Für das nächste öffentliche Gestaltungsprojekt, die Neugestaltung des Pfarrplatzes, nahm sich der Gemeinderat vor, BürgerInnen in den Entscheidungsprozess aktiv einzubeziehen. Dafür wurde die WochenKlausur eingeladen. Gemeinsam mit der Bevölkerung von Krems sollte sie Gestaltungsvorschläge entwickeln. Ihre Aufgabe war aber weder, das formale Erscheinungsbild des Platzes selbst zu bestimmen, noch für die Umsetzung der erarbeiteten Vorschläge Sorge zu tragen. Dafür war die Projektzeit viel zu kurz. Es ging um eine demokratiepolitische Herausforderung: Wie kann sich eine heterogene Gruppe auf eine gemeinsame Liste von Änderungsvorschlägen einigen?
Die WochenKlausur begann mit Medienarbeit und mit einer öffentlichen Präsentation des Vorhabens. Um ein grobes Bild über die Meinungen zum Status Quo des Pfarrplatzes und über Änderungswünsche zu erhalten, wurde sodann eine anonyme Fragebogenaktion durchgeführt. Die Gruppe brachte dafür eine Litfasssäule mit einem Postkasten am Pfarrplatz an. Auf dieser Säule konnten der Verlauf des Projektes öffentlich dokumentiert und Veranstaltungen angekündigt werden.

219 Interessierte haben den Fragebogen ausgefüllt und in den Kasten an der Litfasssäule eingeworfen. Ergänzend wurden 47 persönliche Einzelgespräche geführt: mit AnrainerInnen, VerkäuferInnen am Markt, mit Gewerbetreibenden, dem Pfarrer, lokalen PolitikerInnen, Vorstandsmitgliedern von Vereinen und mit allen, die Interesse am Pfarrplatz hatten. Sechs von der Gruppe organisierte Vorträge von prominenten österreichischen Fachleuten zu den Themen Denkmalschutz, Geschichte des Platzes, Architektur, Kunst und Verkehr sollten zudem eine Diskussion ankurbeln und den Meinungsbildungsprozess unterstützen.
Schließlich wurden in zwei Arbeitskreisen mit je zehn TeilnehmerInnen konkrete Vorschläge zur Platzgestaltung erarbeitet. Die WochenKlausur hat diese Gruppen so besetzt, dass Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, aus verschiedenen Berufen und mit unterschiedlichen Interessen, was die Nutzung des Platzes betrifft, aufeinander trafen. Die Ergebnisse der beiden Arbeitskreise wurden abschließend zusammengeführt und gemeinsam zu einem Konzeptpapier umgearbeitet, das zuletzt einstimmig beschlossen wurde. Dieses Papier wurde der Stadtregierung und dem Bürgermeister in einem offiziellen Akt mit anschließendem Fest überreicht. Es repräsentierte natürlich nicht die Meinung aller KremserInnen, aber es gab die Meinung derer wieder, die bereit waren, viel Zeit und Energie zu investieren und denen offenbar das Thema Neugestaltung des Pfarrplatzes wichtig war. Zur Beobachtung der Umsetzung aller Vorschläge hatte der Arbeitskreis auch eine Sprecherin und einen Sprecher gewählt: Einige Vorschläge wurden von der Stadt realisiert, leider nicht alle.
Elisabeth Eitelberger, Pascale Jeannée, Carola Stabauer, Stephan Szigetvary, Wolfgang Zinggl