Linz (A) * 1998 * Europäischer Kulturmonat * 8 Wochen

In Linz gründete die WochenKlausur eine Upcycling Kooperative. Wertvolle Rohstoffe, die von Firmen entsorgt werden, bildeten für DesignerInnen das Ausgangsmaterial bei der Entwicklung neuer Produkte. Durch Beiziehung von ExpertInnen aus den Bereichen Umwelt, Werbung und neue Technologien konnte ein neues Bewusstsein gefördert werden, dass Müll und Rohstoffe die Basis für neue Produkte darstellen können.


Die heutige Arbeitsgesellschaft steht vor einem markanten Problem: Auf der einen Seite steigt die Zahl der Arbeitslosen, auf der anderen Seite kann eine Vielzahl von Aufgaben – vor allem im ökologischen und im sozialen Bereich – nicht wahrgenommen werden, weil das Geld für Infrastruktur und Arbeitskräfte angeblich fehlt.
Als modellhaften Beitrag zur Entwicklung neuer Arbeitsfelder konzipierte die WochenKlausur ein Kleinunternehmen, das sich auf die Vernetzung von DesignerInnen und Wirtschaft spezialisieren und im Bereich des Upcyclings neue Arbeitsplätze schaffen sollte.

Upcycling bezeichnet ein Verfahren, bei dem aus Müll oder Reststoffen neue Produkte entstehen: Taschen aus Lastwagenplanen, CD-Covers aus alten Schallplatten, Büroartikel aus defekten Computerplatinen oder Christbaumschmuck aus Aluminiumdosen. Das sind nur wenige Beispiele, auf dem Gebiet kann noch viel Pionierarbeit geleistet werden: Abfall eignet sich auch als Ausgangsmaterial für ein neues Produkt.

Zu Beginn des Projekts wurden zahlreiche Gespräche mit ExpertInnen aus den Bereichen Umwelt, Werbung und Neue Technologien geführt. Einerseits galt es, einen Pool von DesignerInnen anzulegen, die mit der Verwertung von Reststoffen vertraut waren, andererseits mussten Werkstätten und potentielle KundInnen ausfindig gemacht werden.

Ein erstes Beispiel für das neue Wirtschaftsfeld konnte bereits während der Projektlaufzeit vorgeführt werden: Für ein Lokal in Linz gab eine österreichische Brauerei einen Boden aus gepressten Aluminiumdosen in Auftrag. Ganz im Sinne der Idee wurden fehlerhafte Bierdosen, die ihrem ursprünglichen Verwendungszweck nicht zugeführt werden konnten, von der Brauerei selbst zur Verfügung gestellt. Aufgabe der neuen Kooperative war die Vermittlung zwischen der Brauerei als Auftraggeberin und einer Designerin als Auftragnehmerin, einen entsprechenden Vertrag aufzusetzen und die Produktion des Bodenbelags vom Prototyp bis zum Endprodukt zu begleiten. Zusätzlich wurde in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ein Zahlungsmodus gefunden, der sich auch auf weitere Aufträge anwenden lässt.

Das Projekt konnte zur Zufriedenheit aller Beteiligten abgewickelt werden. Danach wurden Werbegeschenke aus Zellstoff in Auftrag gegeben, eine Firma für Mülltrennung erklärte sich bereit, mit mehreren jungen DesignerInnen künftig zusammenzuarbeiten, und mit dem Ende der Projektdauer konnte für das Unternehmenskonzept auch noch ein Interessent aus dem Bereich der ökologischen Wirtschaft gefunden werden, der das Management der Kooperative übernahm.

Zwei Jahre lang wurden Prototypen erarbeitet, Industrie, DesignerInnen und AuftraggeberInnen vernetzt. Heute existiert die Vermittlungsstelle nicht mehr, da sich der Kontaktaufbau und die Abwicklung der Aufträge zwischen den Beteiligten verselbständigt haben und die Kooperative somit überflüssig ist.
Anna Artaker, Peter Hörmanseder, Pascale Jeannée, Katharina Lenz, Susanna Niedermayr, Horst Scheiböck, Bernhard Wolf